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Rench

Die Rench entspringt bei Bad Griesbach im Schwarzwald. Sie hat eine Lauflänge von 57 km und mündet oberhalb der Staustufe Iffezheim bei Rheinau-Helmlingen in den Rhein. Ihr mittlerer Abfluss beträgt dort 6,2 m³/s. Der bedeutendste Renchzufluss ist der im Mittellauf bei Oppenau mündende Lierbach.

Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes wurde die Rench in der Oberrheinebene ab dem Jahr 1938 durch die Acher-Rench-Korrektion weitgehend ausgebaut. Hierbei wurde unterhalb Renchen-Erlach der Renchflutkanal angelegt, der parallel zur ursprünglichen, "Alten Rench" verläuft und die Hochwasserabflüsse aus dem Gewässersystem aufnimmt. Oberhalb Erlach wurde die Rench bis in den Bereich von Lautenbach ausgebaut. Sie fließt dort in einem Doppeltrapezprofil mit grasbewachsenen Vorländern und Hochwasserdeichen neben dem Mittelwasserbett. Dagegen sind oberhalb von Lautenbach in bedeutendem Umfang naturnahe Abschnitte vorhanden.

Der Fischbestand – früher und heute

Um 1880 wurde die Rench und ihr Fischbestand durch den Fischereiwissenschaftler Max von dem Borne wie folgt beschrieben:

"Sie hat im Gebirge überall Forellen, von Lautenbach abwärts häufig Aeschen und wenig Krebse. Die Fi­sche der Barben-Region erstrecken sich von der Mündung bis Stadelhofen, wo auch die Aesche noch häufig ist. Lachs und Maifisch gehen bis zu dem unübersteiglichen Wehr bei Memprechtshofen, nicht weit oberhalb der Mündung.“

Diese historischen Informationen geben Hinweise auf die ursprüngliche Zonierung der Fischartengemeinschaft. Sie enthalten jedoch keine Angaben über die ehemalige Bedeutung der Rench für die Wanderfischarten, da deren Aufstieg bereits durch ein Querbauwerk verhindert wurde. Sicher belegt ist der Fang von Lachsen unterhalb des Mühlenwehres Memprechtshofen bis etwa 1930.

Aufgrund von Daten zur früheren Besiedlung des Oberrheingebietes ist anzunehmen, dass der ursprüngliche Fischbestand des Renchsystems insgesamt 35 Arten umfasste und neben dem Lachs auch Meerforelle, Maifisch sowie Fluss- und Meerneunauge beinhaltete. Die Nachweise der vergangenen Jahre zeigen, dass dieses Artenspektrum heute wieder vollständig vorhanden ist. Jedoch werden viele Arten zur Zeit nur selten und mit wenigen Exemplaren festgestellt.

Das Potenzial für Wanderfische

Zur Prüfung des Potenzials für die Lachswiederansiedlung wurden seit dem Jahr 1994 mehrere Gutachten erstellt. Diese ergaben, dass geeignete Habitate bis in den Raum Bad Peterstal vorhanden sind. Auf dieser Grundlage wurde die Ausdehnung des Wiederansiedlungsgebietes bis zur Mündung des Freiersbachs in Bad Peterstal festgelegt.

Infolge des starken Ausbaus der Rench für den Hochwasserschutz und aufgrund anderer Gewässernutzungen (Wasserausleitungen u.a.) sind im Unterlauf der Rench Jungfischlebensräume und potentielle Laichplätze für Lachse derzeit nur in vergleichsweise kurzen Abschnitten vorhanden. Diese liegen insbesondere in den renaturierten Strecken. Der größte Flächenanteil an möglichen Laichplätzen und geeigneten Jungfischhabitaten besteht oberhalb von Oberkirch. Insgesamt beträgt die im Renchgebiet vorhandene Fläche an geeigneten Jungfischlebensräumen ca. 11 Hektar.

Erfolge der ökologischen Gewässerentwicklung

In den vergangenen Jahren konnten im Renchsystem bedeutende ökologische Verbesserungen erreicht werden.

Am Mühlenwehr in Memprechtshofen, das schon in den frühen historischen Quellen als unüberwindbares Hindernis beschrieben wurde, besteht seit dem Jahr 1997 ein Fischpass, der jedoch deutlich zu klein dimensioniert ist und dringend durch ein Bauwerk nach dem Stand der Technik ersetzt werden muss. In Memprechtshofen gelang im Jahr 2000 der erste neue Nachweis eines in die Rench zurückkehrenden Lachses. Dieser Fisch konnte dort aufsteigen, da er mit einer Körperlänge von nur 60 cm sehr klein war (sogenannter 1-Seewinter-Lachs). Oberhalb von Memprechtshofen wurden in den vergangenen Jahren mehrere Fischpässe errichtet. Seitdem im Jahr 2018 auch am "Müllener Wehr" eine Fischaufstiegs- und Abstiegsanlage fertiggestellt werden konnte, ist die Rench oberhalb des noch nicht durchgängigen "Schlüsselwehrs" in Memprechtshofen wieder bis oberhalb von Oberkirch durchwanderbar. Das nächste noch unüberwindbare Querbauwerk ist ein Ausleitungswehr südöstlich von Lautenbach, etwa 34 km oberhalb der Mündung.

Durch die Wasserwirtschaftverwaltung wurden seit 1997 bedeutende Renaturierungsmaßnahmen in der Alten Rench bei Memprechtshofen und  Renchen umgesetzt. Hierdurch entstanden im Unterlauf des Gewässersystems neue wertvolle Lebensräume. Vor einigen Jahren wurden auch im ausgebauten Mittellauf bei Erlach und Oberkirch Strukturverbesserungsmaßnahmen durchgeführt.

Stand des Wanderfischprogramms

Im Renchsystem wurden in den vergangenen Jahren Lachsbrütlinge und Jungfische eingesetzt. Kontrollbefischungen in den Besatzstrecken ergaben, dass diese Fische gute Bedingungen vorfanden und erfolgreich heranwuchsen.

Eine Einrichtung zur kontinuierlichen Erfassung zurückkehrender Fische konnte bisher noch nicht realisiert werden. Durch stichprobenartige Aufstiegskontrollen und Fangmeldungen von Angelfischern wurden jedoch im Renchsystem schon einige zurückgekehrte Lachse und Meerforellen nachgewiesen. Ein Lachs und eine in einem Seitengewässer gefangene Meerforelle hatte bereits abgelaicht. Fangmeldungen eines Berufsfischers ergaben, dass auch Maifische wieder vereinzelt das Renchgebiet erreichen.

Die Überwachung des Fischaufstiegs an der Rheinstaustufe Iffezheim ermöglicht in Einzelfällen eine Zuordnung der Rückkehrer zu ihren Heimatgewässern. Hierbei wurde auch ein als Jungfisch im Renchsystem markierter Lachs festgestellt.

Was ist zu tun?

Die vordringlichste Aufgabe besteht im Erschließen der bis in den Raum Bad Peterstal reichenden, bereits vorhandenen Lebensräume. Hierzu müssen weitere Aufstiegsanlagen – und an den Wasserkraftwerken auch Schutz- und Abstiegseinrichtungen – angelegt werden.

Von größter Bedeutung ist auch die Festlegung ausreichender Mindestabflüsse in den Ausleitungsstrecken der Rench oberhalb von Oberkirch.

Durch Renaturierungen in Verbindung mit Gewässeraufweitungen kann das Angebot an Lebensräumen im Unterlauf und Mittellauf der Rench erweitert werden. Besonders gute Möglichkeiten hierfür bestehen unterhalb der Mündung der Alten Rench in Memprechtshofen und unterhalb der Lierbachmündung.

Der Wiederaufbau eines Lachsbestandes kann erfolgen, wenn die wichtigsten Lebensräume oberhalb von Oberkirch, erschlossen sind. Hierzu ist eine deutlich Steigerung der bisherigen Besatzmaßnahmen erforderlich. Zur Erfolgskontrolle sollte am Mühlenwehr in Memprechtshofen nach dem Bau eines funktionstüchtigen Fischpasses eine Monitoringstation eingerichtet werden.