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Murg

Die Murg erstreckt sich in dem nach ihr benannten Tal auf etwa 80 km Länge von der Quelle im Schliffkopf-Ruhestein-Gebiet mit einer Gipfelhöhe von 1.056 m+NN bis zur Mündung in den Rhein bei Rastatt, wo ein Auenniveau von ca. 110 m+NN vorhanden ist. Die Murg kann in einen Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf unterteilt werden. Ihr Gefälleverlauf wird durch ein steiles Kerbtal (von km 51 bis 33) unterbrochen. In diesem Kerbtal, mit seinen herausragenden strukturellen Qualitäten, liegen wesentliche Abschnitte der sog. Kernzone des Wiederansiedlungsgebietes des Lachses. Es ergeben sich durch dieses steile Zwischenstück zwei Murgabschnitte bzw. Gefälleabfolgen, die vereinfacht gesehen jeweils einen Ober-, Mittel- und Unterlauf besitzen: Einmal von der Murgquelle bis zum Beginn des Engtales bei Schönmünzach (ca. bei km 50) und von dort bis zur Mündung in den Rhein. 

Das Murgeinzugsgebiet liegt im Nordschwarzwald und besitzt eine Größe von ca. 540 km2. Es ist langgestreckt und nach Norden ausgerichtet. Die größten Nebengewässer sind die Rechtmurg, nach deren Mündung die Rotmurg zur Murg wird, der Forbach und der Tonbach, die Schönmünz und die Raumünzach, der Sasbach und der Reichenbach. Im Unterlauf mündet nur noch die Oos in die Murg ein, die innerhalb Rastatt Flößerbach genannt wird. Aktuell sind die Oos und der Reichenbach in das Lachsprogramm integriert. Allerdings läuft die Oos heute überwiegend über den Sandbach in den Rhein. Auf vielen Abschnitten ist die Murg zur Wasserkraftnutzung in das eigentliche Mutterbett (Ausleitungsstrecke) und einen Kraftwerkskanal (Ober- und Unterwasserkanal) verzweigt.

Historisches Lachsgewässer Murg

In historischen Zeiten zogen Lachse in großer Stückzahl in die Murg. Von dem Borne schreibt im Jahr 1881: "Ganz besonders wichtig ist die Murg als Lachsfluss. Sobald das Wasser etwas anschwillt, erscheint der Lachs von October bis December in grosser Zahl in der Murg, und steigt bis zur Landesgrenze auf, um zu laichen, er ist gewöhnlich 2-20 Pfund schwer. Am zahlreichsten findet er sich bis Langenbrand, weiter aufwärts nimmt seine Zahl allmählig ab. Herr Haldenwang glaubt, dass 1875 mehr wie 1000 Lachse in der Murg gelaicht haben. Der Zahl der Laichfische entsprechend, erscheinen die kleinen Lachse (Sälmlinge) im Flusse vertheilt, sie sind namentlich zwischen Langenbrand und Gaggenau häufig; nach 2 Jahren, wenn sie ungefähr 1/4 Pfund schwer geworden sind, gehen sie ins Meer."

Die letzten historischen Lachsnachweise aus der Murg stammen aus dem Jahr 1925. Noch im Jahr 1914 wurden in der Murg etwa 90 Lachse gefangen. Diese Fangzahlen basierten bereits damals zum größten Teil auf intensiven Besatzmaßnamen, die zur Stützung der zusammenbrechenden Be­stän­de erfolgten. Eine natürliche Fortpflanzung des Lachses war zu diesem Zeitpunkt kaum mehr möglich. Um die vorletzte Jahrhundertwende waren die Eingriffe an der Murg bereits im Unterlauf derart massiv und rasch aufeinanderfolgend, dass verbunden mit der zunehmenden Gewässerverunreinigung der Niedergang des Lachses in der Murg - im Vergleich etwa zum Bestand der Kinzig - sehr schnell erfolgte. Diese beschleunigte Auslöschung der Murglachspopulation ergab sich aus dem enormen industriellen Aufschwung im Murgtal.

Im Murgtal gibt es in mehreren Ortschaften Gaststätten mit Namen „Salmen“. Weitere Informationen über das früher reiche Lachsvorkommen liefern der Fischereibehörde in Karlsruhe vorliegende Originaldokumente, welche u.a. noch 1913 den Lachsfang in der Murg während der Schonzeit oder der mit der Lachsaufsicht verbundenen Fischereikontrolle behandeln. Die Sache war damals von solch großer Bedeutung, dass sich das damalige Badische Ministerium des Innern der Sache selbst annahm. Gemarkungen mit der Bezeichung Salmengrund oder Salmenkopf deuten im Murgtal ebenfalls auf die historische Bedeutung des Lachses für den Nahrungserwerb hin.

Die Murg: ein Fluss mit vielen Gesichtern

Das Einzugsgebiet der Murg ist vorwiegend durch steile Kerbtäler und Kerbsohlentäler mit relativ schmaler Talsohle zerschnitten. Nur in Talweitungen und dann von Gernsbach an flussabwärts sind breitere Talsohlen vorhanden. Ab Rotenfels weitet sich das Tal dann deutlich und geht in die Oberrheinebene über. Von den Fischregionen her lässt sich analog zur Gefälleabfolge bei den Gewässerregionen die Abfolge Obere Forellenregion bis zur Unteren Forellenregion zweimal nachvollziehen. Flussabwärts von Gernsbach tritt die Murg in die weniger steile Äschenregion ein, welche etwa bei Rastatt von der Barbenregion abgelöst wird.

Ähnlich wie nahezu alle größeren Oberrheinzuflüsse im heutigen Baden-Württem­berg wurde auch die Murg, wegen der bei starken Hochwasserabflüssen auf­tre­ten­den Schäden, seit Beginn des 19. Jahrhunderts stark ausgebaut. Sie ver­läuft heute un­ter­halb Gernsbach auf einer Strecke von ca. 19 km in einem Dop­pel­trapezprofil mit Mittel­wasserbett, grasbewachsenen Vorländern und Hochwasserschutzdeichen. Dennoch hat sich eine vielfältige Gewässersohle erhalten, die wichtige ökologische Funktionen einnimmt.

Mit dem angelegten Trapezprofil sind die heutigen Voraussetzungen an einen schadlosen Hochwasserabfluss zu gewährleisten. Die aktuelle Anforderung an den Hochwasserschutz der Murg ist mindestens ein 50jähriges Hochwasser plus einem Sicherheitsabstand von zusätzlich 30 cm. Dieser Bemessungsabfluss wird im Rahmen aktueller Entwicklungen ständig angepasst und verbessert. Grundsätzlich muss der festgelegte Bemessungsabfluss abgeführt werden können. Sämtliche Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit im Rahmen des Wanderfischkonzeptes müssen daher den Anforderungen des Hochwasserschutzes genügen.  

Unter Gewässerstruktur versteht man die strukturelle Ausprägung eines Gewässers und seiner gewässernahen Aue. Die Strukturgüte der Murg in der Kernzone der Wiederansiedlung ist überwiegend gut bis sehr gut.

Bis zum Oberndorfer Wehr ist die Murg überwiegend Wanderkorridor für Wanderfische. Flussaufwärts von Kuppenheim bis Weisenbach liegen erste bedeutende Lebensräume und Jungfischhabitate für Lachse. Ab Weisenbach beginnt das zentrale Lachsgebiet mit den historisch überlieferten besonderen Potenzialen für Lachse. Diese reicht bis etwa zur Schönmünz. Flussaufwärts Schönmünzach bis zum Ende der Programmstrecke in Baiersbronn erstreckt sich ein Abschnitt, der ebenfalls ein hohes Lebensraumpotenzial für den Atlantischen Lachs aufweist.

Wasserqualität gut

Wesentliche Grundvoraussetzung für die Wiederansiedlung einer Lachspopulation in der Murg ist eine ausreichende Wasserqualität. Diese kann langfristig über die Gewässergüte als Maß für die organische Belastung des Gewässers erhoben werden. Der Gütezustand wird etwa alle fünf Jahre durch die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) erhoben und in der Gewässergütekarte des Landes veröffentlicht. Die Erhebung des Gütezustandes erfolgt nach der Arbeitsanleitung „Biologisch-ökologische Gewässeruntersuchung“ aufgrund der Besiedlung der Gewässersohle mit wirbellosen Kleintieren (Makrozoobenthos), wie etwa Schnecken, Insektenlarven und Krebsen.

Die in Fließgewässern vorkommenden Tierarten sind jeweils an bestimmte Lebensbedingungen angepasst. Sauerstoff spielt hierbei die entscheidenden Rolle, ob eine Tierart bzw. eine Fischart vorkommt oder nicht. Das Artenspektrum und die Individuendichte der einzelnen Arten lassen Rückschlüsse auf den Grad der Belastung des Wassers mit organischen Stoffen und damit auf den Grad der Sauerstoffzehrung zu.

Der Gütezustand der Murg liegt in den drei besten Güteklassen:

Oberhalb km 74,3                          Güteklasse I

Von km 74,3 bis km 63,3                Güteklasse I – II

Von km 63,3 bis km 0                     Güteklasse II

Damit ist das Güteziel der Landesregierung (Güteklasse II oder besser) an der Murg seit einigen Jahren grundsätzlich erreicht. In der Gewässergütekarte von 1998 wurde der Murgabschnitt unterhalb Rastatt noch als kritisch belastet (Güteklasse II – III) eingestuft. Für die Wiederansiedlung des Lachses ist die Güteklasse II ausreichend.

Die Murg hat wieder Wasser - einzelne Wasserkraftanlagen noch ohne ökologischen Strom

Das Wasser der Murg wird in den Landkreisen Freudenstadt und Rastatt an zahlreichen Standorten intensiv zur Energiegewinnung genutzt. Bei den insgesamt vorhandenen 26 Wasserkraftwerken handelt es sich fast ausschließlich um Ausleitungskraftwerke. An diesen werden an den Wehren, je nach Ausbaugröße der Kraftwerksanlage, aus der Murg zwischen 3,7 und 24 m3/s in einen langen Kraftwerkskanal oder Stollen ausgeleitet. Dieser führt das Wasser dann zur Turbine des Wasserkraftwerks, wo die kinetische Lageenergie des Wassers über einen Generator in Strom umgewandelt wird. Erst nach der Passage der Turbine, teilweise viele Kilometer weiter talabwärts, wird das Wasser wieder in die Murg zurückgeleitet. Das ursprüngliche, natürliche Murgbett erhielt noch vor wenigen Jahren über lange Phasen meist kein oder nur sehr wenig Wasser. In der Murg wird im Bereich weniger Ausleitungsstrecken (z.B. WKA Fa. J.F. Dorn Forbach, WKA Gemeindewerke Baiersbronn T168) nach wie vor kein Mindestabfluss abgegeben oder dieser ist auf eine vernachlässigbare Größe verringert. Mit der Abgabe eines ausreichenden Mindestabflusses über das Wehr oder einen Fischpass ist dieser Zustand entlang der Murg jedoch glücklicherweise inzwischen größtenteils aufgehoben, und die ökologische Funktionsfähigkeit der Murg ist wieder hergestellt. Bedeutende Wasserkraftanlagen der EnBW (Rudolf-Fettweis-Werk, Ottenau, Rotenfels), die WKAen Wolfsheck, Breitwies und Schlechtau sowie die Katzwerke, Smurfit Kappa und die Anlagen WKO und WKR geben einen ökologisch angemessenen Mindestabfluss an die Murg ab. Die Mindestabflüsse liegen im Mittel etwa bei der Hälfte des mittleren Niedrigwassers (MNQ). Es wurden Mindestabflüsse zwischen 1.000 und 2.400 l/s umgesetzt. Damit wurde an diesen Wasserkraftanlagen eine Grundvoraussetzung geschaffen, zum einen tatsächlich weitgehend  ökologisch erzeugten Strom anzubieten. Es werden sowohl die Anforderungen nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) an einen guten ökologischen Zustand als auch an die Lebensraumansprüche der Fischfauna erreicht.

Durchgängigkeit des Murgsystems - Aufwärts nach Baiersbronn

Der vom Rhein in die Murg einschwimmende Lachs kann aktuell flussaufwärts bis nach Forbach (Wolfsheck) im Kerbtal schwimmen. In den vergangenen 15 Jahren hat sich das Bild der Murg vollständig gewandelt und für Wanderfische und andere heimische Fischarten in der Murg hat sich Vieles zum Positiven verändert. Das erste potenzielle Wanderhindernis für Fische in der Murg, das Oberndorfer Wehr bei Murg-km 15,7, wurde bereits vor über 15 Jahren durch das Land Baden-Württemberg (Gewässer I. Ordnung) durchgängig gestaltet. Der Gewerbekanal Rastatt - als Bypass und alternative Wanderroute zur Murg ist inzwischen an den beiden Anlagen der Stadtwerke Rastatt - jedoch nicht an der obersten der drei Kleinwasserkraftanlagen (Anlage Hettler) durchgängig. Die Starwerke Rastatt haben bereits im November 2011 an Ihren beiden Anlagen Fischschutz- und  Fischabstiegsanlagen in Betrieb genommen. Das erste "Wanderhindernis" der Murg für Fische, jedoch nicht für den Lachs, ist das Kaskadenwehr der Stadt Gaggenau. Dort ist seit Jahren eine neue Wasserkraftanlage geplant, mit welcher gleichzeitig die aufwärts gerichtete Durchgängigkeit wieder hergestellt werden könnte. Fischwanderhilfen sind bereits an den Wasserkraftanlagen Rotenfels (EnBW), Ottenau (EnBW), Fa. Krämer, Fa. Glatfelter, Klingelmühle, WKR Röchlin und WKO vorhanden. Weiter flussaufwärts, am Abzweig des Gewerbekanals in Gernsbach, baut das Land Baden-Württemberg aktuell das Esselwehr am Naturschutzgebiet Lieblingsfelsen ab. Im Ortskern Gernsbach weigern sich die Betreiber der "Brückenmühle" bereits seit Jahren, die Situation für die Durchgängigkeit nach dem Stand der Technik zu verbessern. An der Schlossmühle im selben Ort liegen zumindest eine Planung vor. Bei WKO wird ein ökologisch angemessenes Mindestwasser seit 2014 abgegeben, die Inbetriebnahme der vorzeigefähigen Aufstiegsanlage an diesem Standort erfolgte in 2016. Auch der Fischabstieg ist für Fische inzwischen gesichert möglich. Die sich daran anschließenden Wasserkraftanlagen der Fa. Katz (Koehler Group) haben bereits in 2014 sowohl an der Erlenmühle als auch am Hauptstandort die ökologische Modernisierung der Wasserkraftanlagen erfolgreich und vorbildlich abgeschlossen. 2019 wurde bei der Wasserkraftanlage Schlechtau in Weisenbach ein Fischpass in Betrieb genommen. Das nächste Wanderhindernis liegt an der Wasserkraftanlage Breitwies (Fa. Breitweis & Schlechtau GmbH & Co. KG), wird seit 2020 überbrückt. Auch hier snd Fischaufstieg, Fischschutz und Fischabstieg vorbildlich umgesetzt. Danach fehlt immer noch die Ökologisierung der Wasserkraftanlage Wolfsheck (Fa. KARL). Die Planungen hierzu sind abgeschlossen. Der Baubeginn wird dennoch seit Jahren verschleppt. Wenn diese umgesetzt sein wird, dann kommen die Lachse vom Rhein aufwärts bis in den ortskern von Forbach. Dann geht es erst mal nicht weiter, die Betreiberin der Wasserkraftanlage J.F. Dorn in Forbach ist in die ökologische Modernisierung ihrer Anlage nach dem Stand der Technik eingestiegen dun hat eine qualifizierte Planung vorgelegt. Der erste Hydrofischlift an der Murg, am Niederdruckwerk der Rudolf-Fettweiswerke (EnBW) ist seit November 2021 in Betrieb. Sobald die Fa. J.F. Dorn in Forbach Ihrer Pflicht nachkommt, wird der Weg für den Lachs frei sein bis nach Schwarzenbach bei Schönmünz. Dann können die Lachse tatsächlich nach 100 Jahren ihr angestammtes Kern-Laichgebiete in der Murg erreichen.

Die höchsten Wanderhindernisse für Fische in der Murg war bzw. ist noch die Staumauer des Niederdruckwerkes in Forbach bzw. das Wehr in Kirschbaumwasen mit 10,5 m bzw. 17 m Höhe. Die EnBW hatte pünktlich zum 100jährigen Jubiläum der Rudolf-Fettweis-Werke im Jahr 2018 den Baubeginn für die Hydrofischlifte für 2019 begonnen. Damit wird die EnBW Ihrer ökologischen Verantwortung gegenüber dem Naturraum Murg gerecht und produziert nach der ökologischen Modernisierung aller ihrer Wasserkraftanlagen tatsächlich vorbildhaft naturverträglicheren Strom. Der Hydrofischlift ist eine Sonderbauweise von Fischaufstiegshilfen, welcher langjährig, u.a. am KIT entwickelt und die Funktion wissenschaftlich untersucht und erfolgreich bestätigt wurde. Beide Sonderbauwerke der Durchgängigkeit für Fische sind derzeit imm Bau.

Sofern nun die verbliebenen Standort Hettler (Niederbühl), Brückenmühle, Schloßmühle (beide Gernsbach) und J.F. Dorn (Forbach) in ihrer ökologischen Verantwortung zur kostenfreien Nutzung der Murg die Durchgängigkeit realisieren, können Fische in wenigen Jahren tatsächlich das Kerbtal überwinden und werden über Schönmünz hinweg bis nach Schwarzenberg gelangen. 

Die Murg zeigt sich ab Schönmünz wieder von ihrer sanften Seite. Die schroffen Felsformationen weichen ausladenden Bögen im breiten Flusstal. Dort lag einst eine bedeutende Äschenpopulation vor. Es ist überliefert, dass zwischen Schönmünzach und Baiersbronn die Äschen noch vor 15 bis 20 Jahren häufiger anzutreffen waren als die die Bachforelle. Heute ist die Äsche dort leider fast ausgestorben, wie in vielen weiteren Gewässern Baden-Württembergs. Durch Anstrengungen der ansässigen Fischerei kann die Äsche in kleinen Beständen erhalten werden.

Für Wanderfische, insbesondere den Atlantischen Lachs, liegen auf diesem Abschnitt ausgezeichnete Laich- und Aufwuchsbedingungen vor. In alten Oberamtsschriften ist belegt, dass Lachse in der barrierefreien Zeit der Murg bis Baiersbronn aufstiegen.

An zahlreichen Wasserkraftanlagen zwischen Schönmünzach und Baiersbronn sind Planungen für ökologische Modernisierungen erstellt und diese sollen in Bälde umgesetzt werden. Aber auch hier "pokern" die Wasserkraftbetreiber mit den zuständigen Behörden um möglichst wenig Ökologie. Für den Standort der WKA Gaisser bei Schwarzenberg liegt bereits seit vielen Jahren eine Genehmigung für die ökologische Modernisierung vor, für andere Wasserkraftanlagen (Wurster, Brezing) ebenso. Die Gemeindewerke Baiersbronn haben ihre Anlage T20 im Jahr 2021 erfolgreich ökologisch umgestaltet. Für die zweite Anlage in Baiersbronn wird an der Planung gearbeitet.

Es wird höchste Zeit für die abschließende Umsetzung! 

Das Naturparadies ist nur noch in wenigen Abschnitten trocken

Zwischen Weisenbach und Forbach liegt - größtenteils für den vorbeifahrenden Autofahrer verborgen - ein besonderer Abschnitt der Murg. Tief eingebettet in natürliche Felszüge und schroffen Abhängen gleicht die Murg hier einem Naturparadies. Die Wasserkraftnutzung an den drei Wasserkraftanlagen Breitwies und Schlechtau (Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau GmbH & Co. KG) sowie Wolfsheck (Fa. KARL) unterstützen die Wiederbelebung der Murg inzwischen durch ökologische Modernisierungsmaßnahmen. Damit wird die ursprünglich Natürlichkeit dieses einzigartigen Tales zumindest in Teilen wieder hergestellt.

Genau in diesem Abschnitt liegt den historischen Aufzeichnungen zufolge ein Schwerpunkt der Laichplätze und Kinderstuben des Atlantischen Lachses in der Murg. Mit der Abgabe von ökologisch ausreichendem Mindestabfluss kann sich die Natur nun endlich rasch erholen. Mit dem weitaus größeren Wasseranteil von fast 80% kann von den Wasserkraftanlagen nach wie vor ausreichend "naturverträglicher" Strom produziert werden.

Die Fa. KARL am Standort Wolfsheck muss nun nur noch den Auftrag zur abgestimmten Umsetzung der Durchgängigkeitsbauwerke erteilen. An den Standorten Breitwies und Schlechtau der Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau GmbH & Co. KG wird die Stromproduktion auf Vordermann gebracht. Beide Anlagen sind nun leistungsfähiger und umweltfreundlicher als zuvor.

Es ist ein historisches Ereignis, dass die Murg, die seit nahezu 100 Jahre energetisch ausgebeutet wurde, nun wieder ein würdiges Leben zurückerhält. Dadurch dass die EnBW, die Wasserkraftwerke Murg Breitwies Schlechtau GmbH & Co. KG und die Fa. KARL die ökologische Modernisierungen Ihrer Standorte bei Forbach angehen, verbleiben im Abschnitt flussaufwärts bis Kirschbaumwasen nur noch drei Wasserkraftanlagen bzw. Betreiber, die sich derzeit einer angemessenen ökologischen Wiedergutmachung an der Murg verweigern:

·         Wasserkraftanlage Hettler, Niederbühl bei Rastatt

·         Wasserkraftanlage Brückenmühle, Gernsbach

·         Wasserkraftanlage Fa. J.F. Dorn, Forbach

An der Anlage Schloßmühle in Gernsbach wurde zumindest bereits eine Planung erstellt. Auch hier fehlt es an der Umsetzung.

Sobald auch diese verbleibenden Standorte ihren verpflichtenden Beitrag leisten, kann der Bestandsaufbau des Lachses in der Murg endlich in vollem Umfang beginnen.

Bestes Potenzial für Wanderfische

Zusammenfassend weist die Murg ein herausragendes Potenzial für die Etablierung des Atlantischen Lachses in Baden-Württemberg auf. Das Meerneunauge hat in der Murg bereits ebenso sein Zuhause wieder gefunden wie das Flussneunauge. An der verbesserten Durchgängigkeit für Fische wird derzeit Schritt für Schritt gearbeitet. Zahlreiche Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen, welche den Standard der Wanderfische erfüllen, sind erstellt worden oder sind derzeit im Bau. Die Gewässerstrukturen in der Kernzone der historischen Verbreitung und damit der Wiederansiedlung zwischen Weisenbach und Forbach sind nahezu ursprünglich geblieben; die Wasserqualität ist wieder gut. Mit der Abgabe ausreichender Mindestabflüsse an nahezu allen Standorten wurde die Murg wiederbelebt und kann sich entwickeln. Die Voraussetzungen für einen ernsthaften Bestandsaufbau beim Atlantischen Lachs sind in wenigen Jahren tatsächlich erfüllt. Inzwischen arbeiten die Behörden, allen voran die Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe, seit 2004 an der Wiederbelebung der wunderbaren Rastätter Murg.

Durchgängigkeit der Murg - abwärts in Richtung Rhein

Manchmal müssen Fische auch mit der Strömung schwimmen - vor allem die Jungfische der Wanderfischarten. Lachs & Co sind darauf angewiesen, das Meer zu erreichen, wenn sie Ihren Lebenszyklus erfolgreich schließen wollen. In der Murg sind es vor allem der Lachs und die Meerforelle, die in naher Zukunft weit den Schwarzwald hinauf bis Baiersbronn schwimmen können. Ihr Nachwuchs muss dann, in der umgekehrten Richtung, wieder stromabwärts gen Rastatt zurück. Bei der Abwanderung der Jungtiere lauern viele Gefahren. Eine der größten Gefahren für abwandernde Fische sind die Turbinen der Wasserkraftanlagen. Ohne einen ausreichenden Schutz vor dem Einlauf in die Turbinen geraten Fische in selbige und können bei der Passage erhebliche und tödliche Schäden erleiden. Aus diesem Grund werden Wasserkraftanlagen mit Fisch-Schutzvorrichtungen nachgerüstet. Für Baden-Württemberg gibt es hierzu glücklicherweise einen Stand der Technik. An den meisten Wasserkraftanlagen der Murg sind solche Fischschutzvorrichtungen bereits installiert. Gleichzeitig müssen abwandernde Fische auch einen alternativen Abwanderweg finden. Dies wird durch eine sogenannte Abstiegsanlage gewährleistet. Über einen Bypass oder eine Abstiegsrinne können Fische das Kraftwerk auch in die abwärtsgerichtete Richtung "umgehen". Allerdings gibt es keinen 100%igen Schutz für absteigende Fische und daher sind die besten verfügbaren Techniken einzusetzen, damit die Schädigungsrate bei Fischen so gering als möglich ausfällt.

Interessanterweise dient ein guter Fischschutz auch der Betriebsicherheit der Wasserkraftanlage. Die Wasserkraftanlage hat somit einen Vorteil, wenn sie ökologisch umgerüstet wird. Daher verwundert es, dass sich einige Anlagenbetreiber nach wie vor gegen die ökologische Modernisierung nach dem Stand der Technik stemmen. Besonders prekär für Fische, weil noch ohne Fischschutz- und abstiegsanlage, sind folgende Wasserkraftanlagen (WKA) der Murg:

WKA Hettler, Kuppenheim

WKA Brückenmühle, Gernsbach

WKA Schloßmühle, Gernsbach

WKA Wolfsheck, Forbach (vor Baubeginn)

WKA J.F. Dorn, Forbach

WKA EnBW, Kirschbaumwasen  (Fertigstellung 2022)

WKA Gaisser, Schwarzenberg (Genehmigung vorliegend)

Gerade an der Murg, mit ihrer intensiven Wasserkraftnutzung, sind sehr gute Schutz- und Ableitvorrichtungen für Fische an allen Anlagen zu bauen und zu betreiben. Durch den sogenannten Summationseffekt - an jeder der Anlagen wird ein Teil der abwandernden Fische getötet - kämen bei unzureichenden Einzelwirkungen nicht ausreichend Fische in den Rhein und anschließend in das Meer. Zudem gibt es für Fische noch weitere Gefahren beim Fischabstieg, zum Beispiel durch fischfressende Vögel (Kormoran) und Raubfische.

Erfolge

Bereits seit vielen Jahren können in der Murg Lachslaichplätze festgestellt werden, erstmals in 2005. Am 2. Dezember 2011 konnte während einer gezielten Nachsuche des Regierungspräsidiums Karlsruhe erstmals in der Murg seit über 80 Jahren wieder ein Lachs gefangen werden. Das männliche Tier wies eine Länge von 81 cm auf und stand im Hochzeitskleid. Bis nach Gernsbach wurden aufwandernde Lachse bislang nachgewiesen. Dies kann auch deshalb als Erfolg gewertet werden, da mit dem Bestandsaufbau bislang nur sehr verhalten vorangeschritten werden konnte. Nur wenn an den Wasserkraftanlagen auch ausreichende Fischschutz- und Abwandereinrichtungen in Betrieb genommen sind, können abwandernde Junglachse auch schadfrei den Rhein erreichen. Bislang wird solange aus Gründen des Tierschutzes auf einen angemessenen Lachsbesatz verzichtet, bis solche Schutzeinrichtungen gebaut sind. Heute laichen Lachse jedes Jahr in der Murg ab. Um eine gute natürliche Reproduktion von Lachsen zu erhalten, müssen es jedoch noch viel mehr Rückkehrer werden.

Oos in Baden-Baden

Das Quellgebiet der Oos befindet sich im Schwarzwald unterhalb des Scherrhofes auf annähernd 700 m Höhe. Die Oos fließt durch Oberbeuern und an der Südseite des Klosters Lichtenthal vorbei durch Baden-Baden. Im Jahr 1851 wurde die Oos geteilt: der neue Ooskanal verbindet seither die Oos mit dem Sandbach und führt den dominanten Abfluss. Der Sandbach wiederum mündet flussabwärts der Stufe Iffezheim in den Rhein. Die nordwärts führende „alte“ Oos führt hingegen kaum noch Wasser und fließt bei Rastatt-Niederbühl über den Landgraben in die Murg. Aus der Murg sind früher Lachse in die Oos eingestiegen. Bereits um 1900 hat es in Baden-Baden eine Lachsbesatzstelle gegeben. Heute präsentiert sich die Oos in Baden-Baden in einem zunehmend naturnäheren Zustand. Zahlreiche Strukturverbesserungsmaßnahmen in Baden-Baden und auch im Sandbach haben den Gewässerlebensraum für Junglachse in dem kleinen Lachsgewässer deutlich aufgewertet. Die Wanderroute für aufsteigende Lachse führt heute über den Sandbach in die Oos. Das "Schafwehr" wurde hierzu in 2010 in eine raue Rampe umgestaltet und ist somit für Wanderfische durchgängig. Weitere Maßnahmen sind geplant oder befinden sich in der Umsetzung. Vor allem die Stadt Baden-Baden hat in den vergangenen Jahren mit den orstansässigen Anglern zahlreiche gewässerökologische Maßnahmen umgesetzt.