Vor allem die typischen Rheinfische wie die Barbe, die Nase oder die Ukelei waren im Jahr 2014 deutlich stärker vertreten als in den Vorjahren. Die Ukelei ist ein kleiner silberglänzender Schwarmfisch, von dem im vergangenen Jahr über 20.000 Tiere die Staustufe über den Fischpass überwunden haben. Für viele Fischarten war es das beste Aufstiegsjahr seit Aufzeichnungsbeginn, was an einer Verbesserung des Fischbestandes bzw. des Aufstiegspotenzials liegen könnte.
Eine positive Entwicklung gibt es bei den aus dem Atlantik kommenden Wanderfischarten Atlantischer Lachs und Meerforelle. Die Sensation im Jahr 2014 war allerdings die enorme Steigerung der Aufstiegszahl beim Maifisch, ebenfalls einer heimischen Art, die aus dem Meer kommend über den Rhein nach Baden-Württemberg schwimmt. Der Maifisch, eine heringsverwandte Fischart, wird am Rhein nach der Roten Liste von Baden-Württemberg seit vielen Jahrzehnten als vom Aussterben bedroht eingestuft. In den Vorjahren waren es jeweils nur einzelne Maifische, welche den Weg den Rhein aufwärts bis nach Iffezheim fanden. Im Jahr 2014 waren es 157 Maifische in Iffezheim und 161 Maifische in Gambsheim. In historischen Zeiten stiegen Maifische zu Hunderttausenden in den Rhein ein, aufwärts bis Basel und teilweise sogar bis nach Laufenburg am Hochrhein. Voraussetzung für die Wiederkehr des Maifisches ist nach Ansicht von Experten in erster Linie die inzwischen hohe Wasserqualität im Rhein und seinen Zuflüssen. Außerdem haben sich die Laichbedingungen für diese Art im Rhein selbst flussabwärts der Stufe Iffezheim durch eine regelmäßige Kieszugabe im Unterwasser der Staustufe Iffezheim deutlich verbessert. In Ergänzung dazu hat das Maifischprojekt des Landes Nordrhein-Westfalen mit seinen Besatzmaßnahmen nachweislich einen Grundstock für den Bestandsaufbau gelegt. Eine natürliche Vermehrung des Maifisches im Rhein flussaufwärts von Karlsruhe konnte für die Jahre 2013 erstmals und für 2014 durch den Fund von 70 Jungfischen in Baden-Württemberg erneut nachgewiesen werden.
Genau 52.066 Fische von insgesamt 26 Fischarten haben im Jahr 2014 den Weg durch den Fischpass Iffezheim gefunden. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass es weit mehr Fische sind, welche in den Fischpass einschwimmen, ihn jedoch nicht vollständig durchqueren. Das liegt daran, dass nicht alle Fische ausreichend schwimmstark sind, um den über 300 Meter langen Fischpass mühelos zu durchqueren und der Fischpass aktuell hydraulische Defizite aufweist. Hinzu kommt, dass nach dem Zubau einer weiteren Turbine am Rheinkraftwerk Iffezheim auch der Fischpass im unteren Teil umgebaut werden musste. In den nächsten Jahren wird die Funktionsfähigkeit des Fischpasses geprüft und technische Anpassungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Flussaufwärts von Iffezheim gibt es zahlreiche Zuflüsse, wie die Ill und die Bruche auf französischer Seite oder die Kinzig auf deutscher Seite, welche hervorragende Lebensräume und Laichbedingungen für Wanderfische bieten. Es ist daher auch von Bedeutung, dass möglichst viele Fische den Weg durch den Fischpass Iffezheim finden, um sich ausreichend häufig und erfolgreich zu vermehren. Seit vielen Jahren arbeiten die französischen, schweizerischen und deutschen Fischereiverwaltungen am Oberrhein zusammen, um den heimischen Wanderfischarten am Ober- und Hochrhein wieder einen angemessenen Lebensraum zu bieten. Bis in die Schweiz sind nach Iffezheim noch weitere Stufen zu überwinden. An diesen Wanderbarrieren wird die Durchgängigkeit ebenfalls angestrebt: Der Fischpass Gambsheim ist bereits seit 2006 in Betrieb, der Fischpass Straßburg wird dieses Jahr fertig und für Gerstheim liegt die Planung vor. Bei den verbleibenden drei Barrieren existieren Konzeptstudien von Fischpässen, die aktuell in Fachgremien diskutiert werden. In der Schweiz ist man bereits auf Hochtouren damit beschäftigt, die Rheinzuflüsse für die Wanderfische im ehemaligen Verbreitungsgebiet vorzubereiten. Fische und vor allem Wanderfische sagen viel über die Qualität von Fließgewässern aus. Die Fischaufstiegsbeobachtung in Iffezheim ist daher eine wichtige Kontrolleinrichtung, um die europaweit gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung der Wasserqualität und der Gewässerstruktur im gesamten Rhein und seinen Zuflüssen durch die Wiederkehr der Wanderfische zu verfolgen.